Tag des Wassers – Mikroplastik in Seen

Pressemitteilung

Zur Situation am Bodensee

Anlässlich des „Weltwassertags“ am 22. März steht der Bodensee erneut im Fokus des öffentlichen Interesses. Als größter Trinkwasserspeicher, Ökosystem für vielfältige Tier- und Pflanzenarten und beliebter Freizeitort sind die Anforderungen an den See sehr unterschiedlich. Suchen die einen den perfekten Hotspot für den nächsten Post in unberührter Natur, werten die anderen das als Bedrohung für die sensible Natur. Was allerdings alle eint, ist der Wunsch nach einem sauberen Wasser, egal ob zum Trinken, darin zu Baden oder als Lebensraum.

Am See hat sich viel getan!

Belastungen, die noch Mitte des vergangenen Jahrhunderts alarmierend waren, wie der unkontrollierte Eintrag von menschlichen Hinterlassenschaften, führten fast dazu, dass der See gekippt wäre. Das bedeutet ein Überangebot von Nährstoffen (Eutrophierung), der zu einer extremen Vermehrung von Wasserpflanzen führt und den See vergiftet bzw. in dessen Folge fast alle Organismen absterben können. Ein Biologiestudium war übrigens nicht nötig, um die Verschmutzung zu erkennen. Nicht nur optisch, sondern vielmehr mit der Nase war deutlich zu vernehmen, dass hier etwas nicht stimmt. Erst ein koordiniertes Vorgehen der Anrainerstaaten im Kampf gegen die Eutrophierung, Investitionen in das Abwassermanagement und der Bau von Kläranlagen waren schließlich entscheidend, dass der Bodensee gerettet wurde.

Heute ist die Situation eine andere. Die Wasserqualität ist sehr gut. Allerdings sind die Belastungen und Gefahren für den See oftmals nicht mit dem bloßen Auge erkennbar, geschweige mit der Nase zu riechen. Es geht um bereits nachweisbare Stoffe wie Mikroplastik.

Die Bodensee-Stiftung arbeitet seit Sommer letzten Jahres gemeinsam mit der Natur- und Umweltschutzorganisation Global Nature Fund (GNF) und mit europäischen Partnern am Projekt „LIFE Blue Lakes“, das über die Gefahren der unsichtbaren kleinsten Kunststoffpartikeln informiert.

„Plastik ist überall und wie aktuelle Studien zeigen: auch in unseren Seen und Flüssen,“ erklärt Marion Hammerl, Geschäftsführerin der Bodensee-Stiftung, „aber nicht nur in Form großer Kunststoffobjekte wie traurig dahindümpelnde Plastiktüten, sondern auch als Mikroplastik. Das sind mikroskopische Kügelchen für Kosmetika,“ so Hammerl weiter. Mikroplastik entsteht aber auch durch Verwitterung und Abschleifungsprozesse aus größeren Plastikteilen. Die ökologischen und gesundheitlichen Folgen der Verschmutzung mit winzigen Kunststoffpartikeln sind noch nicht genügend erforscht und daher kaum absehbar. Das Problembewusstsein gerade in Bezug auf Mikroplastik – und die damit verbundene Belastung von Binnengewässern – ist noch gering. Laut einer Studie der IGKB, wurde im Bodensee Mikroplastik nachgewiesen, allerdings noch weit unter irgendwelchen alarmierenden Grenzwerten. Das ist die gute Nachricht zur Situation am See.

Das heißt jedoch nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen können und sagen „Puh nochmal Glück gehabt, dieser Kelch zieht an uns vorbei!“

Die Bodensee-Stiftung hat sich deswegen mit Partnern zusammengeschlossen, die im vierjährigen Projekt „LIFE Blue Lakes“ auf die stille Gefahr aufmerksam machen wollen. Gefördert vom LIFE-Programm der EU-Kommission und koordiniert von der italienischen Naturschutzorganisation Legambiente beteiligen sich neben der Bodensee-Stiftung und dem Global Nature Fund aus Deutschland noch vier weitere italienische Partner und betreuen den Bodensee und den Chiemsee in Deutschland sowie den Gardasee, Bracciano- und Trasimeno See in Italien. Blue Lakes hat das Ziel, bereits vorhandenes Mikroplastik zu reduzieren, z.B. durch bessere Abwasserbehandlung in Kläranlagen und zukünftiger Entstehung von Mikroplastik vorzubeugen.

„Zentrales Instrument, um am Bodensee mit dazu beizutragen, dass sich nicht noch mehr Mikroplastik im See ansammelt, wird das Lake Paper sein,“ erklärt Dimitri Vedel, Leiter des Projektes bei der Bodensee-Stiftung. „Gemeinsam mit den Kommunen im Einzugsgebiet soll vereinbart werden, welche Beiträge sie leisten können, um Plastikmüll zu vermeiden,“ so Vedel weiter. Die Vorschläge aus dem Lake Paper unterstützen Kommunen, Müll entlang von Uferbereichen zu vermeiden oder in der Satzung einer Kommune Plastikvermeidung zu verankern.

Das gelingt aber nicht alleine den Kommunen, sondern das bedarf die Unterstützung eines jeden Einzelnen der am Bodensee unterwegs ist. Das gemeinsame Interesse aller Gruppen den See sauber und frei von Stoffen zu halten, die dort nichts zu suchen haben, stimmt die Bodensee-Stiftung zuversichtlich, dass auch am Bodensee frühzeitig gegengesteuert wird.

So kann eine neue Erfolgsstory vom Bodensee ausgehen, bevor ein Problem überhaupt entstanden ist.

Das Video zum Projekt finden Sie hier.

Informationen zum internationalen Weltwassertag finden Sie hier.