Innovative Wärmeerzeugung war 2022 Thema bei Veranstaltung „Energiesysteme im Wandel“ – Vortrag zu „Energie aus dem See“ auch bei diesjähriger Veranstaltung
Das STADTWERK AM SEE und die Stadt Meersburg machen den Weg frei für die Nutzung von Wärme aus dem Bodensee. Der Meersburger Gemeinderat beschloss – wie schon zuvor der Aufsichtsrat des Stadtwerks am See – mit großer Mehrheit die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft, die das Projekt umsetzen soll. In mehreren Abschnitten baut die gemeinsame Gesellschaft bis zum Jahr 2033 ein Nahwärmenetz und nutzt damit die Wärme aus dem Bodensee. Im Endausbau sollen rund 150 Wohngebäude, öffentliche Gebäude und Unternehmen am Bodenseeufer und in der seenahen Kernstadt versorgt werden.
„Seewärme“ war Thema bei der letztjährigen Veranstaltung „Energiesysteme im Wandel“, zu der die die Bodensee-Stiftung jährlich mit Partnern auf die Mainau einlädt. Bei der diesjährigen Veranstaltung am 21. und 22. September wird ein Praxisbericht aus der Schweiz „Energie aus dem See“ vorstellen.
Sehr erfreut von der Gemeinderats-Entscheidung zeigte sich Meersburgs Bürgermeister Robert Scherer: „Dass unsere Stadt nun Pilot einer innovativen Wärmelösung wird, macht uns stolz. Die klare Entscheidung im Gemeinderat gibt uns den notwendigen Rückenwind, ein solches Projekt in Angriff zu nehmen und erfolgreich umzusetzen.“ Das Projekt sei ein „großer Schritt für die Erfüllung unserer Klimaziele“.
Alexander-Florian Bürkle, Geschäftsführer des Stadtwerks am See, lobt das Miteinander und den Unternehmergeist. „Das war und ist eine Pioniertat, mit der beide Partner Engagement und Mut beweisen. Die Wärmewende ist eine der größten Herausforderungen auf dem Weg in die Zukunft. In Meersburg realisieren wir nun ein Vorzeigeprojekt, das Schule machen wird. Das ist Klimazukunft ‚made am Bodensee‘.“
Auf rund 8,4 Mio Euro beziffert Andreas Bachmaier, Leiter Energiesysteme beim Stadtwerk, den Investitionsbedarf für die neue Gesellschaft, an der Stadt Meersburg und Stadtwerk am See zu jeweils 50 Prozent beteiligt sind – Förderungen bereits eingeschlossen. Die Herausforderung liege weniger in der Technik – „Dafür haben wir das Knowhow und die Expertise“ – als eher in der Dimension. „Wir bauen hier eine ökologische Wärmegewinnung aus dem Bodensee und – über einen Zeitraum von zehn Jahren – ein ca. 4,5 Kilometer langes Wärmenetz. Das ist schon eine Herausforderung für unser Team und unsere Partner.“
Und so funktioniert Seewärme:
Wasser aus dem Bodensee wird in 20 bis 40 Meter Tiefe gefasst und über eine Leitung in eine noch zu bauende Energiezentrale geführt. Im Wärmetauscher gibt das Seewasser die Wärme an einen zweiten Wasserkreislauf ab. Das Seewasser wird dann etwas kühler und unbelastet zurück in den See geleitet.
Im zweiten Wasserkreislauf wird die gewonnene Wärme mit Wärmepumpen auf Heiztemperatur gebracht und über das Wärmenetz an die angeschlossenen Gebäude verteilt. Rund 83 Prozent der benötigten Wärme werden über diese Wärmepumpen erzeugt. Unterstützt wird das System durch ein Blockheizkraftwerk und einen Spitzenlastkessel. Zusätzlich kann Wärme in einem Speicher zwischengelagert werden.