Bodensee-Stiftung lädt Landwirt*innen zum Austausch ein: Forschungsprojekt sucht nach Lösungen für eine bessere Unterstützung von grüner Infrastruktur, Biodiversität und Ökosystemleistungen
Wie können die Gemeinsame Agrarpolitik der EU oder auch Landesprogramme wie FAKT (Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl) und LPR (Landwirtschaftspflegerichtlinie) umgestaltet werden, damit landwirtschaftliche Betriebe mehr Umwelt- und Naturschutzleistungen erbringen und mehr davon profitieren können? Darauf sucht das Forschungsprojekt „CAP4GI“ gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten Antworten.
Die Bodensee-Stiftung setzt das Projekt mit Kooperationspartnern um und lädt interessierte Landwirt*innen aus den Regionen Bodensee (Landkreise Konstanz und Bodenseekreis), Hohenlohe (Landkreise Hohenlohe und Schwäbisch Hall) und Nördlicher Oberrhein (Rhein-Neckar-Kreis und Landkreis Karlsruhe) zu Austauschtreffen jeweils vor Ort in der Region ein. Die nächste Austauschplattform ist die zweite von insgesamt drei Treffen im Rahmen des Projekts „CAP4GI – GAP für vielfältige Landschaften“ (Common Agricultural Policy for Green Infrastructure – Gemeinsame Agrarpolitik für grüne Infrastruktur).
Die Plattformtreffen finden jeweils von 10 bis zirka 15:30 Uhr statt, am 17. November für die Region Bodensee, am 23. November für die Region Hohenlohe und am 24. November für den Nördlichen Oberrhein. Weitere Informationen und Anmeldung bei Carolina Wackerhagen, Projektleiterin bei der Bodensee-Stiftung, unter carolina.wackerhagen@bodensee-stiftung.org.
Erstes Treffen identifizierte „mangelnde Flexibilität“, „Bürokratie“, „Sanktionsrisiko“
Bei einem ersten Plattformtreffen wurden als Haupthindernisse, im Rahmen der bestehenden Förderprogramme Maßnahmen umzusetzen, nicht ausreichende Vergütung, starre Vorgaben und mangelnde Flexibilität sowie die mit den Maßnahmen verbundene Bürokratie identifiziert. Ebenfalls häufig genannt wurden: das mit der Umsetzung einhergehende Sanktionsrisiko, regional nicht passende Maßnahmen und Vorgaben sowie gänzlich fehlende Maßnahmen in den einzelnen Förderprogrammen. Ziel des kommenden Treffens ist, Lösungsvorschläge für die genannten Hemmnisse zu erarbeiten bzw. die Arbeit an einem neuen Förderprogramm. „Obwohl sich die drei Regionen Bodensee, Hohenlohe und Nördlicher Oberrhein – in Bezug auf naturräumliche Voraussetzungen, angebaute Kulturen, Betriebsgrößen und -strukturen unterscheiden, waren die Haupthemmnisse sehr ähnlich gelagert“, sagt Carolina Wackerhagen. Die Diskussionen zwischen großen und kleinen, konventionellen und Öko-Betrieben, Tierhaltendenden, Ackerbau- und Dauerkulturbetriebe waren konstruktiv und wertschätzend und fanden in angenehmer Atmosphäre statt.
Ziel: Trendwende für die Artenvielfalt in Agrarlandschaften
Langfristig kann Landwirtschaft nur dort zur Ernährungssicherheit beitragen, wo landwirtschaftliche Betriebe wirtschaftlich profitabel bleiben und zugleich die Artenvielfalt erhalten und gefördert wird. Die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) hat einen maßgeblichen Einfluss auf Gestaltung und Zustand der Agrarökosysteme. In den vergangenen GAP-Förderperioden wurden Maßnahmen zur Verbesserung der Artenvielfalt verstärkt gefördert. Die Ausgestaltung der Maßnahmen reicht bislang jedoch nicht aus, um eine Trendwende für die Artenvielfalt in Agrarlandschaften zu erzielen.
Das Forschungsprojekt GAP4GI setzt auf engen Austausch und die Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten. Hierfür finden Austauschplattformen in insgesamt sechs Projektregionen in Baden-Württemberg und Thüringen statt. Die Plattformen bieten den Praktikern die Möglichkeit, gemeinsam Lösungsansätze für ihre Regionen zu erarbeiten. Das Projekt entwickelt und bewertet innovative Modelle zur Umsetzung und Honorierung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen, die potenziell sowohl einen Gewinn für die biologische Vielfalt als auch für die landwirtschaftlichen Betriebe erreichen können. Weitere Informationen auf der Projektwebsite von CAP4GI.
Das Projekt wird von der adelphi research gGmbH koordiniert und gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung-UFZ/iDiv, der Universität Rostock, der Bodensee-Stiftung, dem Wildtierland Hainich und dem Deutschem Naturschutzring umgesetzt. Es läuft von November 2021 bis Oktober 2024 und wird durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) als Teil der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert.