Seit 2018 betreut die Bodensee-Stiftung als Regionalkoordinator das CoAct-Projekt zur Erzeugung von Aktivkohle aus Reststoffen. Diese Aktivkohle könnte fossil oder nicht nachhaltig erzeugte Aktivkohle ersetzen, die in Klärwerken zur Wasseraufbereitung eingesetzt wird. Schon jetzt zeichnet sich ein großer Anfall an Reststoffen im Bodenseekreis ab, die sinnvoller verwertet werden könnten.
Gemeinsam mit den Projektpartnern Stadt Friedrichshafen und Bodenseekreis hat die Umweltschutzstiftung das Restbiomassepotenzial in der gesamten Projektregion Bodenseekreis ermittelt. Im Rahmen der Befragungen wurden dabei auch bereits existierende Verwertungswege für Restbiomassen in der Region aufgenommen und mögliche umweltschonende und praktikable Ernteketten analysiert.
Die Analyse zeigt auf, dass im Bodenseekreis genügend verfügbare Restbiomasse vorhanden ist, um eine oder mehrere CoAct-Anlagen zu betreiben. Zudem gibt es einige Kläranlagen mit einer aktivkohlebasierten 4. Reinigungsstufe im näheren Umkreis. Einige weitere sind im Bau. Bei geeigneter Qualität der erzielten Aktivkohlen und vergleichbaren Preisen bietet sich ein großer Absatzmarkt.
Win-win-Situation durch CoAct
Der Nutzen in dem Projekt zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass nicht nachhaltige Aktivkohle durch nachhaltig gewonnene Aktivkohle ersetzt werden könnte. Auch bei der Verwertung bzw. Entsorgung einiger anfallender Restbiomassen konnten die Projektpartner ausreichend Optimierungspotenzial ausmachen – sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Hier könnte die Verwertung über das CoAct-Verfahren zur Herstellung von Aktivkohle eine sinnvolle Alternative sein.
Die Nutzung einiger Biomassen (z.B. Straßenbegleitgrün, Holz aus Obstproduktion) wäre zwar mit zusätzlichem Aufwand verbunden. Das könnte sich aber für die Natur lohnen, wenn Restholz nicht auf der Fläche verbrannt würde oder beispielsweise durch regelmäßiges Abfahren von Straßenbegleitgrün Straßenränder zu artenreichen Grünflächen ausgehagert würden. Und es könnten weitere positive Nebeneffekte entstehen, wie z.B. im Fall von Straßenbegleitgrün, wo durch die regelmäßige Abfuhr des Schnittguts seltener das Bankett freigefräst werden müsste, woraus sich zusätzliche ökonomische und ökologische Vorteile ergeben. Andere Biomassen fallen bereits zentral an und werden mit vorhandener Logistik geborgen (z.B. Weintrester, Hopfenhäcksel, Brennschlempe). Hier würde das zeitintensive Ausbringen der Biomassen wegfallen bzw. reduziert werden können.
Weitere Betrachtungen folgen
Neben diesen Erkenntnissen müssen in dem Forschungsprojekt CoAct noch detaillierte Informationen zur technischen Eignung, der ökonomischen Tragfähigkeit, den ökologischen Auswirkungen, den rechtlichen Rahmenbedingungen und der gesellschaftlichen Akzeptanz in eine Entscheidung eingehen. Diese Bewertungen werden im weiteren Verlauf der Forschungs- und Entwicklungsphase vorgenommen.