Anlässlich einer parlamentarischen Veranstaltung hat das Verbundprojekt CAP4GI-GAP für vielfältige Landschaften heute Empfehlungen für eine attraktivere und naturverträglichere Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) vorgelegt.
In den vergangenen zwei Jahren haben die Projektpartner*innen in Austauschplattformen mit Landwirt*innen in Baden-Württemberg und Thüringen Hemmnisse für die Umsetzung von Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt identifiziert und Lösungsvorschläge zur Steigerung der Attraktivität von Umweltmaßnahmen erarbeitet. Unter dem Titel „Potenziale der GAP für mehr Biodiversität nutzen: Impulse aus der Praxis in Thüringen und Baden-Württemberg“ vermittelt die neue Publikation Verbesserungsvorschläge zur Gestaltung von Umweltmaßnahmen in der EU-Agrarförderung.
Als zentrale und übereinstimmende Barrieren werden die „zu geringe Vergütung von Maßnahmen“, „übermäßige Bürokratie“ sowie „mangelnde Flexibilität der Maßnahmen und ein als hoch wahrgenommenes Sanktionsrisiko“ angegeben. Da viele der von den Betrieben genannten Hemmnisse seit langem bekannt und hinreichend untersucht seien, werden die bisherigen politischen Bemühungen zum Abbau der Barrieren als unzureichend eingeschätzt.
Als mögliche Optionen zur Weiterentwicklung der GAP stieß der Ansatz der Gemeinwohlprämie in den Gesprächen mit den Landwirten auf Interesse. Auf positive Resonanz trafen auch beratungsbasierte Systeme. Geringe Zustimmung hingegen erhielten kollektive Modelle zur betriebsübergreifenden Umsetzung von Agrarumweltmaßnahmen.
Die Projektpartner betonen, dass die Politik mit den aktuell geplanten Abschwächungen von Mindestanforderungen in der GAP nicht die richtigen Antworten liefere und damit weder Planungs- und Einkommenssicherheit für die Betriebe verbessere noch das Bürokratieproblem löse.
Honorierung von Umweltleistungen stärken: zielgerichtet, vereinfacht und einkommenswirksam
Anstatt Umweltstandards abzusenken, müsse die zielgerichtete, vereinfachte und einkommenswirksame Honorierung von Umweltleistungen gestärkt werden. Bereits in der laufenden Förderperiode empfehlen die Autorinnen und Autoren daher z.B., das Angebot an Öko-Regelungen zu erweitern sowie die Einführung eines steigenden Bonus für die mehrjährige Ausführung von Maßnahmen. Außerdem müsse der Abbau von Hemmnissen in der Verwaltungspraxis angegangen und der Zugang zu Informationen und Beratung verbessert werden. Dazu sollen verstärkt leicht zugängliche Dialogformate für Praktiker und Landwirte ohne höhere Verbandsfunktion eingeführt werden.
Am Förderprojekt CAP4GI-GAP für vielfältige Landschaften sind beteiligt: adelphi research, Bodensee-Stiftung, Deutscher Naturschutzring (DNR), Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung(iDiv), Universität Rostock, Wildtierland Hainich.
CAP4GI steht für Common Agricultural Policy for Green Infrastructure (Gemeinsame Agrarpolitik für grüne Infrastruktur). Der CAP4GI-Policy Brief zum Download: „Potenziale der GAP für mehr Biodiversität nutzen: Impulse aus der Praxis in Thüringen und Baden-Württemberg“.