Südtiroler Gebiet erprobt als weitere Pilotregion im Projekt „Insektenfördernde Regionen“ Maßnahmen für mehr Insektenschutz
In insgesamt 7 Gebieten arbeitet eine Allianz aus Landwirt*innen, Lebensmittelbranche, Kommunen und weiteren Landnutzern im Projekt „Insektenfördernde Regionen“ daran, Insektenschutz mit hoher Flächenwirkung zu etablieren. Neben den Regionen Allgäu, Bliesgau, Bodensee, Hohenlohe, nördlicher Oberrhein und Wendland (alle in Deutschland) zählt nun auch der Vinschgau in Südtirol, Italien, zu den Pilotregionen.
Erprobung erweiterter Anbaupraktiken zum Wohl bestäubender Insekten
Der Anspruch einer Projektregion besteht darin, nicht nur gängige und bewährte Maßnahmen zur Förderung von bestäubenden Insekten in der Landwirtschaft zu verbreiten, sondern zusätzlich die ökologische Wirksamkeit und Praktikabilität von weitergehenden Anbaupraktiken zu testen und zu stärken.
Gemeinsam mit regionalen Akteuren der Pilotregionen entwickeln die Projektpartner von LIFE Insektenfördernde Regionen (IFR) praktische Biodiversitäts-Aktionspläne. Das bedeutet zum einen weniger Pestizide und Düngemittel, zum anderen mehr ökologische Strukturen und mehr Artenvielfalt. Die teilnehmenden Regionen profitieren ganzheitlich vom gemeinschaftlichen Ansatz, der von Beginn an auch Vermarktungsstrukturen für Produkte der Regionen mitdenkt. Das Konzept ist auf viele Anbauregionen in Deutschland und der EU übertragbar.
Einzigartige Landschaft mit Vielfalt an Ökosystemen
Der Vinschgau (oder italienisch Val Venosta) in Südtirol, Italien, ist der oberste Teil des Etschtals. Er erstreckt sich vom Quellgebiet der Etsch beim Reschenpass bis Töll nahe Meran. Die Region bietet eine einzigartige Landschaft mit einer großen Vielfalt an Ökosystemen, Tier- und Pflanzenarten. Fast 40 Prozent der Vinschger Fläche sind Gletscher, Felsen und Ödland, 16 Prozent natürliches Grünland oberhalb der Baumgrenze und 33 Prozent der Fläche besteht aus Wald.
Seit Ende des zweiten Weltkriegs hat sich dort der Apfelanbau durchgesetzt. Auch wenn insgesamt nur gute 2 Prozent der Fläche mit Dauerkulturen bepflanzt sind, ist die teilweise fast komplette Bedeckung des Talbodens mit Plantagen unübersehbar. Wiesen und Weiden mit intensiver Grünlandwirtschaft sind mit über 8 Prozent flächenmäßig allerdings die bedeutendste Nutzfläche.
Projektmitarbeiterin Klara Hansen, die bereits 14 Betriebe vor Ort besucht hat, freut sich über die große Motivation der Landwirt*innen für den Insektenschutz. „Das Thema ist im intensiven Obstbau der Region sehr präsent“, hat sie beobachtet. Die Projektverantwortlichen arbeiten unter anderem mit dem Verband der Vinschgauer Produzenten von Obst und Gemüse (VIP) zusammen, in dem sieben Genossenschaften organisiert sind.
Ganzheitlicher, gemeinschaftlicher Ansatz
Auf Vorreiter-Betrieben werden Maßnahmen für den Insektenschutz erprobt. Weitere Landwirte werden motiviert, einen gehaltvollen Aktionsplan umzusetzen. Die Wirkungen auf die Insekten und Biologische Vielfalt werden mit einem Monitoring erfasst. Gleichzeitig werden Landwirt*innen, Berater*innen und Lebensmittelunternehmen geschult und Verbraucher*innen für das Thema sensibilisiert. Auch sollen für attraktive Anreize für Landwirte und die Honorierung des „added value“ durch öffentliche Programme und die Lebensmittelbranche erwirkt werden.
Weitere Informationen auf der Projektwebsite LIFE Insektenfördernde Regionen