Aktivkohle aus nachhaltigen Quellen
Am 7. und 8. Oktober traf sich das CoAct-Projektkonsortium für einen Überblick zum Status quo und um anstehende Arbeiten in dem fünfjährigen Projekt CoAct zu koordinieren. Ziel des Projektes CoAct ist die Erzeugung von Aktivkohle und Energieträgern aus (Rest-)Biomassen. Damit soll ein nachhaltiges Substitut für die gegenwärtig zur Wasseraufbereitung eingesetzte Aktivkohle erzeugt werden, die meist aus fossilen Quellen und häufig aus China und Südostasien stammt. Seit dem Start vor über einem Jahr wurden verschiedene (Rest-)Biomassen beprobt und eine Übersicht über die raumzeitliche Verfügbarkeiten verschiedener (Rest-)Biomassen im Bodenseekreis geschaffen.
Um einen Eindruck der Projektregion einerseits zu bekommen und andererseits ein praktisches Anwendungsfeld von Aktivkohle kennen zu lernen machte die Projektgruppe eine Exkursion auf die Verwertungsanlage Weiherberg. Dort wird seit bald zehn Jahren Aktivkohle zur Aufbereitung des Deponiesickerwassers eingesetzt. Nach einer biologischen Vorbehandlung wird das Abwasser durch Filter gepresst und anschließend durch Tanks mit Aktivkohle geleitet. Dabei nimmt die Aktivkohle Schadstoffe und Aromen auf und hinterlässt ein gereinigtes Abwasser, das der Kläranlage zugeführt werden kann. Nach etwa einem Jahr ist die Aktivkohle dann „belegt“ und muss ausgetauscht werden. Häufig kann sie thermisch reaktiviert werden.
Ein weiteres Einsatzgebiet von Aktivkohle ist die Wasseraufbereitung in Kläranlagen. Häufig reichen die gegenwärtig vorgegebenen drei Reinigungsstufen (mechanisch, biologisch und chemisch) nicht aus, um Arzneimittelreste, Röntgen-Kontrastmittel und andere Schadstoffe aus dem Abwasser zu filtern. Der Einsatz einer vierten Reinigungsstufe mit Aktivkohle kann diese Stoffe herausfiltern.
Im halbjährigen Turnus treffen sich die neun Partner für einen Abgleich der Teilprojekte. Im praktischen Teil müssen sich die Mitarbeitenden von Bodensee-Stiftung (Probennahme), Uni Kassel (Aufbereitung der Proben im IFBB-Verfahren) und Firma Pyreg (Verkohlung der Proben) sowie TZW (Testung der Kohlen im Labor) koordinieren. Die Ergebnisse sollen zeigen, welche Eigenschaften die Aktivkohlen aus den verschiedenen (Rest-)Biomassen im Bodenseekreis haben, um Rückschlüsse auf die technische Eignung der Aktivkohlen verschiedener Ausgangsmaterialien zur Wasserreinigung ziehen zu können. Die Ingeniere von Krieg&Fischer kommen dann zu Fragen der Anlagengestaltung in Aktion.
Parallel verarbeiten die Mitarbeitenden von IfLS (Betriebswirtschaftliche Analysen und Governance) und ifeu (ökologische Untersuchung) die von Bodensee-Stiftung, Stadt Friedrichshafen und Bodenseekreis erfassten Daten. Aus den Angaben der befragten regionalen Stakeholder mehrerer Ebenen (Kommunen, Kreis) und Sektoren (Land-/Forstwirtschaft, Naturschutz u. v. m.) wird eine Übersicht der Akteurslandschaft sowie eine ökologische und ökonomische Bewertung der jeweiligen Ver- bzw. Entsorgungswege der (Rest-)Biomassen vorgenommen. Schlussendlich sollen die Erkenntnisse aufzeigen, ob (Rest-)Biomassefraktionen sinnvoll zu Aktivkohle verarbeitet werden könnten und wie diese in ihrer Herstellung und Eignung bewertet werden könnten.