Photovoltaik-Netzwerk Schwarzwald-Baar-Heuberg informiert zu Agri-PV – Gemeinderat Villingen Schwenningen macht Exkursion an den Bodensee
Villingen-Schwenningen/ Bodensee (17.10.2022): Bei einer Anfrage aus dem Gemeinderat der Stadt Villingen-Schwenningen im Juni wurde der Wunsch geäußert weiter zum Thema Agri-Photovoltaik (Agri-PV) informiert zu werden. So machten sich Anfang des Monats der Gemeinderat und Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen auf den Weg an den Bodensee, um dort bereits realisierte Agri-PV-Anlagen zu besichtigen. Als Agri-Photovoltaik wird die gleichzeitige Nutzung einer Fläche zur Stromproduktion mittels Photovoltaikmodulen sowie für die Produktion von Nahrungs-, Futter- oder Rohstoffpflanzen bezeichnet.
“Durch die Kombination von Energiegewinnung und landwirtschaftlicher Bewirtschaftung haben wir die Möglichkeit landwirtschaftliche Betriebe zu unterstützen und der Energiekrise entgegenzuwirken”, erklärt Jürgen Roth, Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen. Begleitet wurde die Gruppe von Dimitri Vedel von der Bodensee-Stiftung, Projektleiter im PV-Netzwerk Schwarzwald-Baar-Heuberg. Das PV-Netzwerk unterstützt Kommunen in der Region angepasste Lösungen für den Ausbau von Photovoltaik zu finden. Ziel der Exkursion war es auf die Unterschiede der Anwendungen und Anlagentypen einzugehen. Dimitri Vedel erläuterte “Agri-PV hat viele Varianten und ist außerhalb von Deutschland bereits etabliert. Alleine in Deutschland wird von einem Potential von 1.700 GWp installierter Leistung ausgegangen!” Bei Agri-PV ist die Landwirtschaft immer auch die Hauptnutzung. Deswegen traf die Gruppe bei der Besichtigung am erste Ziel der Exkursion bei der Agri-PV Versuchsanlage der Hofgemeinschaft Heggelbach zwei Mitarbeiter des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Herr Schwendemann und Herr Schmalholz. Die Forscher stellten die Forschungsergebnisse des Projekt APV Resola vor, das die landwirtschaftliche Praxistauglichkeit von Anlagen untersuchen.
Die Versuchsfläche umfasst eine Grundfläche von 2,5 Hektar. Davon sind jedoch nur 2.500m² mit der Photovoltaikanlage überbaut, während die restliche Fläche als Referenzfläche zum Vergleich der Ackererträge dient. Die Solarmodule der Anlage sind etwa sechs Meter über der Ackerfläche aufgeständert. Somit ergibt sich eine Durchfahrtshöhe von bis zu 5m für landwirtschaftliche Maschinen. Die installierte Leistung von 194,4 kWp kann jährlich 62 Haushalte (4 Personen, ca. 4000 kWh Stromverbrauch) versorgen. Große Abstände zwischen den Modulreihen ermöglichen, dass die Nutzpflanzen darunter mindestens 60 % der photosynthetisch aktiven Strahlung erhalten. Nicht jede Kulturpflanze eignet sich für den Anbau unter PV, lichtliebende Pflanzenarten wie Mais sind ungeeignet, andere hingegen wie Weizen, Kleegras, Kartoffeln und Sellerie eignen sich gut. Entscheidend ist die Lichtbedürftigkeit und der Wasserbedarf der Pflanze.
Zweite Station der Exkursion war Kressbronn am Bodensee. Dort geht Obstbauer Hubert Bernhard vom Obsthof Bernhard neue Wege. Auf einem Teil seiner Apfelanlage hat er Hagelnetze gegen Agri-Photovoltaikdächer ausgetauscht und erntet somit neben Obst auch Strom. “Dadurch können auch Pflanzenschutzmittel eingespart werden,” sagt Herr Bernhard, “der Baum wird besser vor Schorfbefall geschützt und die Blätter und Früchte weniger angegriffen. Das reduziert erheblich den Einsatz von Pflanzenschutzmittel!”, so Bernhard weiter. Das Pilotprojekt wurde im Mai 2022 vom Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, Wilfried Kretschmann, feierlich eingeweiht.
Für die Mitglieder des Gemeinderats und die Mitarbeiter*innen der Stadt konnten an diesem Nachmittag zahlreiche Erkenntnisse für die zukünftigen Beratungen in den politischen Gremien gewinnen.
Das dreijährige Projekt PV-Netzwerk Schwarzwald-Baar-Heuberg wird gefördert vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg im Rahmen der Kampagne “UNSER LAND. VOLLER ENERGIE”.