Grenzüberschreitender Austausch zu Bodenfruchtbarkeit

Landwirt*innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz treffen sich auf Initiative von Bodensee-Stiftung und Regenerate Forum zu Boden-AGs.

Eine Gruppe von Landwirten steht um einen Tisch und diskutiert.
In nach Land und Betriebszweigen gemischten Gruppen sammelten die Landwirte ihre Erwartungen an die Boden-AGs. Von links: Peter Grabher, Norbert Steidle, Manfred Palmetshofer, Andreas Baur. Copyright: Bodensee-Stiftung

Zeitmangel herrscht zwar immer, aber für die Treffen der Boden-Arbeitsgruppen nehmen sich die Landwirtinnen und Landwirte Zeit. „Sie geben Inspiration und Inputs für Entscheidungen, und es tut einfach gut, die Fehler der anderen nicht auch machen zu müssen“, fasst Norbert Steidle die Motivation dafür zusammen. Er führt den „Biolandhof Steidle“ unter anderem mit Acker- und Grünland- sowie Mostobstanbau in Obersiggingen im Deggenhausertal. Im Nachbarort Wittenhofen trafen sich nun zum ersten Mal Landwirte aus der Schweiz, Österreich und Deutschland, die sich davor bereits in den regionalen, ebenfalls grenzübergreifenden Boden-AGs „West“ und „Ost“ zusammengefunden haben. Über ein Jahr hinweg werden sich die Bäuerinnen und Bauern der Bodenseeregion in grenzüberschreitenden Vernetzungstreffen rund um das Thema Bodenfruchtbarkeit austauschen.

Einfluss auf Bodeneigenschaften

Der Boden ist das wichtigste Kapital von Landwirten. Struktur, Gefüge, Mikrobiom, Wasserkapazität, Humus- und Nährstoffgehalt sind zentrale Bodeneigenschaften, die den wirtschaftlichen Ernteerfolg bestimmen. Ob sich diese Eigenschaften im Laufe eines Jahres verbessern oder verschlechtern, können Landwirtinnen und Landwirte selbst stark beeinflussen. Deshalb haben Bodensee-Stiftung und Regenerate Forum die Boden-AGs initiiert. Sie unterstützen die AGs durch professionelle Moderation und Fachexpertise.

Alle Teilnehmer*innen lernen voneinander

Eine Gruppe von Landwirten steht in einem Raum in einer Runde zusammen und diskutiert.
Moderiert von Sabine Sommer (fünfte von rechts) und Bianca Meßmer (vierte von rechts) von der Bodensee-Stiftung stellten die Landwirte ihre Erwartungen an das kommende Jahr und ihr Netzwerk vor. Copyright: Bodensee-Stiftung

„Die Boden-AGs leben von der Vielfalt der Mitglieder, von Acker-, über Gemüse-, und Obst- bis Gartenbau, aus konventioneller und biologischer Landwirtschaft“, erläutert Sabine Sommer, Projektleiterin seitens der Bodensee-Stiftung. „Wir möchten zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft beitragen, indem wir regenerative Maßnahmen fördern und gemeinsam umsetzbar machen“, sagt Benjamin Fäth, der für das Regenerate Forum die Gruppen koordiniert, inhaltliche Wünsche aufnimmt und entsprechend auch externe Referentinnen und Referenten einlädt. 

Fragen zu Untersaaten, Mulch und Unkrautkontrolle

Beim Treffen im Deggenhausertal standen Michael Reber aus Gailenkirchen bei Schwäbisch Hall und Florian Reyer von der Hofgemeinschaft Heggelbach als Experten Rede und Antwort. Reber hat auf seinem Betrieb in den vergangenen Jahren bereits mehr als 500 Gäste zu Informationsveranstaltungen zum Thema Umstellung des Ackerbaus auf regenerative Landwirtschaft begrüßt. Die Fragen an die Experten und in die Runde waren vielfältig: Sven Studer aus dem Kanton Zürich interessierte sich für Untersaaten im Gemüseanbau, Peter Grabher, der mit seiner Frau in Koblach in Vorarlberg eine Bio-Gemüsegärtnerei betreibt, beschäftigt das Thema effiziente Unkrautkontrolle, Andreas Baur aus Uhldingen will auf einer kleinen Kartoffelfläche mit Mulch experimentieren. In kollegialer Atmosphäre tauschten die Landwirte jeweils Erfahrungen, Vor- und Nachteile und mögliche Lösungen aus. „Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Ihr hier so ein Netzwerk habt!“, resümierte Michael Reber.

Ein Moderator ist von hinten vor einer Gruppe im Stuhlkreis zu sehen.
Benjamin Fäth (von hinten zu sehen) vom Regenerate Forum moderierte die Fragerunde der Landwirt*innen. Copyright: Bodensee-Stiftung

Das Treffen diente auch dazu, Ideen für noch besseren Austausch und Vernetzung zu entwickeln. Wegen der geografischen Entfernungen wurden neben den Treffen in Präsenz auch Social Media, Verbände und (Online-)Veranstaltungen genannt, die dabei unterstützen können. Noch größer ist allerdings der Wunsch nach Betriebsbesuchen, die in den kommenden Monaten folgen werden.
Das Regenerate Forum hatte im Anschluss an den internen Austausch zu einem öffentlichen Vortragsabend eingeladen. Michael Reber und Urban Dörig aus dem schweizerischen Diessenhofen sprachen zum Thema „Aus der Praxis – Wege zur regenerativen Landwirtschaft“. Mehr als 100 Landwirt*innen waren der Einladung gefolgt, darunter auch ein Dutzend Auszubildende.