„Das ist kein unordentlicher Garten, sondern eine Wellness-Oase für Bienen“
Der Garten- und Landschaftsbaubetrieb GartenKultur in Weiler-Simmerberg wurde als naturnahes Firmengelände ausgezeichnet. Die Bodensee-Stiftung überreichte das Notice Board im Rahmen des EU-LIFE-Programms geförderten Projekts “EU-LIFE-BooGI-BOP” (www.biodiversity-premises.eu) zur Verbesserung der grünen Infrastruktur im Siedlungsraum. Bereits seit 2015 gestaltet Gerd Kainz zusammen mit Kerstin Bufler, Mitarbeiterin und Lebensgefährtin, das Wohn- und Betriebsgelände mit biodiversitätsfördernden Maßnahmen.
Den Ansporn zur Naturgartengestaltung finden beide in der täglichen Arbeit mit Stauden, Gräsern und Gehölzen und vertiefen ihr fachliches Wissen mit der Ausbildung zum Blühbotschafter (www.bluehbotschafter.eu), durch Besuche bei vielzähligen Seminaren und durch ihre Kreativität und dem Spaß am Ausprobieren. Diese Kenntnisse werden immer öfter von Kunden, Freunden und Bekannten nachgefragt und zeigen einen Wandel in Bezug mit dem Thema Garten. Des Weiteren setzen Beide ihre Motivation zur naturnahen Gartengestaltung bei der Zertifizierung von Naturgärten in verschiedenen Projekten um.
Wird am Gelände der Gartenbaufirma entlanggewandert, sind Schilder mit Witz und ernsthaftem Hintergrund zu entdecken. Gegen den Schwund der Biodiversität pflanzte Gerd Kainz heimische Stauden, Hecken, Obstgehölze und legte eine Magerwiese mit regionaltypischer Wildblumeneinsaat an. Diese Wiese begeistert nun schon seit etlichen Jahren die Nachbarn und die vielen Zaungäste auf den Spuren des Räuber-Kasimir-Weges.
Um verschiedene Lebensraumstrukturen zu erzeugen, werden wilde Ecken zugelassen. Es gibt Totholz in Form einer kompletten Baumkrone als Nist- und Futtermöglichkeit für zahlreiche Insekten, Nistmöglichkeiten für Vögel und Kleintiere wie Eidechsen und Eichhörnchen und ein ganzjähriges Blütenangebot. Zusätzlich sind Trockensteinmauern als Hangbefestigung angelegt und mit hitzeverträglichen Kräutern bepflanzt, die Wege und Plätze sind mit Naturkieselsteinen oder recyceltem Granit- und Porphyrpflaster mit breiten Fugen oder als Kiesflächen ausgeführt, die langsam von verschiedenen Wildkräutern besiedelt werden. Wasserdurchlässige Bodenbeläge lassen das Niederschlagswasser vor Ort versickern, sodass die Abbau- und Filterprozesse im Boden nicht erstickt werden und das Wasser nicht ungenutzt in der Kanalisation verschwindet.
Die naturnahen Flächen bieten Erholung, Rückzug und Kreativität für die Mitarbeiter*innen und der schattige Sitzplatz wird sehr gerne genutzt. Die ganze Gartengestaltung wird zudem durch die Anlage eines großen Hochbeetes mit vielfältigem Gemüseanbau aus vorwiegend alten und gebietsheimischen Saatgut erweitert und komplettiert. Der Bezug zum Garten und zur Natur wird dadurch erheblich gefördert. Man freut sich über eine frische Tomate zur Brotzeit, lehnt sich zurück bei einer dampfenden Tasse Kaffee, bestaunt all die Schmetterlinge und Bienen die zu Besuch kommen und kümmert sich täglich um seine grünen Schützlinge. Außerdem fördert der Anbau von Nutzpflanzen den Bezug zu regionalem und saisonalem Gemüseangebot, verringert unnötige Transportwege und steigert die Wertschätzung für unsere Nahrungsmittel. Zum Gießen der Gemüsepflanzungen wird hauptsächlich Regenwasser oder das Wasser aus einer naheliegenden Quelle genutzt
Ist das Gelände einmal angelegt, kommt es auf die richtige Pflege an. Die Blühflächen werden einmalig im Frühling geschnitten um den Insekten Unterschlupf und Quartier für den Winter zu bieten. Schnittmaßnahmen an Bäumen und Sträuchern werden ausschließlich durchgeführt, wenn sie den Betriebsablauf stören sollten. Es werden keinerlei Pestizide eingesetzt und organischer Biodünger wird nur im Gemüseanbau verwendet.