Die Bodensee-Stiftung beantwortet bei einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen viele Fragen zur naturnahen Außenraumgestaltung. Zertifizierungssystem stößt auf Anklang.
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGBN) hat gemeinsam mit der Bodensee-Stiftung und weiteren Expert*innen eine Zertifizierung für „biodiversitätsfördernde Außenräume“ erarbeitet. Wenige Tage nachdem die Auszeichnung zum ersten Mal verliehen worden war, erlebten Daniela Dietsche und Sven Schulz (beide aus dem Handlungsfeld Unternehmen und biologische Vielfalt der Bodensee-Stiftung) beim „Tag der Nachhaltigkeit“ der DGNB in Stuttgart das große Interesse in der Braubranche an der Zertifizierung und dem Thema Biodiversität im Bauwesen im Allgemeinen: Generalunternehmer, Planungsbüros und Architekt*innen waren an tiefergehenden Informationen interessiert. So stellten sich viele Fragen dazu, an welchem Punkt der Planung Biodiversität bei Um- und Neubauten Berücksichtigung finden sollte, wo kompetente Unterstützung bei der konkreten Planung einholbar ist und wie die langfristige Pflege umgesetzter Maßnahmen zu gewährleisten ist.
Während des intensiven Austauschs auf dem Tag der Nachhaltigkeit zeigte sich, dass die neue Auszeichnung ein wichtiges Werkzeug ist, um eine ökologische Flächengestaltung in die Breite zu bringen – aber insgesamt auch noch ein weiter Weg zu gehen ist: Im Augenblick gibt es noch nicht ausreichend sowohl Expert*innen, die eine ökologische Flächengestaltung auf breiter Fläche planen, umsetzen und unterhalten können als auch Bildungsangebote, um neue Expert*innen kurz- und mittelfristig auszubilden. Deshalb fällt es Bauherr*innen schwer, entsprechende Diensleister*innen zu finden und klar zu erkennen, welche Dienstleister*innen geeignet sind.
Herzensanliegen und rechtliche Vorgaben
Die Motivation, die Rolle von Biodiversität im Bauwesen zu stärken, ist vielschichtig. „Einerseits ist es vielen Akteuren in der Baubranche durchaus ein Herzensanliegen – am Ende spielen aber immer auch funktionale und harte wirtschaftliche Betrachtungen eine wichtige Rolle“, weiß Sven Schulz. Bauträger*innen, Planer*innen und Umsetzer*innen suchen angesichts einer steigenden Zahl extremer Wetterereignisse immer stärker nach Möglichkeiten, „nature based solutions“ in ihre Vorhaben zu integrieren. Hierzu ist die biodiversitätsfördernde Flächengestaltung Grundlage und Ideengeber. Gleichzeitig greifen zunehmend Berichtspflichten, die Unternehmen dazu zwingen, sich mit ihrer „Biodiversitätsperformance“ auseinander zu setzen. In letzter Konsequenz stehe auch zu erwarten, dass der Nachweis der Berücksichtigung biologischer Vielfalt bei Bauvorhaben in Zukunft Auswirkungen auf die Finanzierungskonditionen haben wird.
Landnutzung zählt zu größten Gefahren für die biologische Vielfalt
Der Verlust der Biodiversität ist eine in der breiten Bevölkerung noch unterschätzte Gefahr für die Menschheit. Wichtige Ökosystemleistungen wie die Reinigung von Luft und Wasser, Bestäubung von Kulturpflanzen und der Schutz vor Erosion sind gefährdet. Die Baubranche kann ihrer besonderen Verantwortung gerecht werden, indem die Gebäude und Infrastruktur zum Schutz und Förderung der Artenvielfalt beitragen – beispielsweise durch die Gestaltung von Lebensräumen im Außenraum, auf dem Dach oder an der Fassade, einer vogelgerechten Fenster- und Fassadenplanung sowie einer Vernetzung über Straßenbegleitgrün und durchlässige Grundstücke.
Begrünte Flächen bieten nicht nur Orte für Lebewesen, sondern tragen unter anderem zur Verbessrung des Mikroklimas und der Luftqualität bei. Und können damit zusätzlich aktiv einen Beitrag gegen die zunehmend auftretenden Hitze leisten. Es gilt, Synergien zwischen Klimaschutz, Klimawandelanpassung und Biodiversität zu erkennen und gemeinsam zu nutzen. Nicht zuletzt werten biodiversitätsfördernde Maßnahmen die Aufenthaltsqualität für Bewohner*innen bzw. Mitarbeiter*innen auf.
Fokus Biodiversität kommt bei Tagungsgästen an
Das Interesse der Tagungsteilnehmer*innen zeigte sich auch darin, dass ein geführter Rundgang mit dem thematischen Schwerpunkt Biodiversität – einschließlich eines Besuchs am Stand der Bodensee-Stiftung – schnell ausgebucht war.
Die DGNB hat das Thema Biodiversität auch in der diesjährigen Sustainability Challenge in den Fokus gerückt: Erstmals wurde ein Sonderpreis Biodiversität verliehen. In der Jury arbeitete Sven Schulz von der Bodensee-Stiftung mit.
Weiterbildung und Zertifizierung
Die DGNB bietet im Themenfeld „Biodiversität und Mensch“ verschiedene Seminare an, unter anderem gemeinsam mit der Bodensee-Stiftung das Seminar „Biodiversität und blau-grüne Infrastruktur auf gewerblichen Außenflächen“.
Weitere Informationen zur Zertifizierung auf der Website der DGNB.