Vorschläge der EU-Kommission müssen deutlich nachgebessert werden
Berlin, Radolfzell – Zwanzig Umweltorganisationen, darunter die Bodensee-Stiftung, fordern unter dem Dach des Deutschen Naturschutzrings (DNR) von EU-Parlament und Rat, natürliche Kohlenstoffspeicher und -senken besser zu schützen und im Einklang mit dem Arten- und Naturschutz auszubauen. Ihr heute veröffentlichtes Positionspapier zu LULUCF (engl. für Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft) verdeutlicht, dass die Vorschläge der EU-Kommission zur LULUCF-Verordnung zu schwach sind. „Wir brauchen natürliche Kohlenstoffsenken, um die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre dauerhaft zu reduzieren. Wenn die EU dieses Potenzial nicht besser nutzt, wird das Ziel der Klimaneutralität auf EU-Ebene bis 2050 und auf nationaler Ebene bis spätestens 2045 nicht erreichbar sein“, betonen die Organisationen in ihrer gemeinsamen Position.
Die unterzeichnenden Verbände drängen auf insgesamt acht Verbesserungen der Verordnung, darunter:
- Erhöhung des Ziels für die Netto-Bindung von Treibhausgasen im LULUCF-Bereich: Die EU-Kommission hat als Gesamtziel die Speicherung von 310 Millionen Tonnen klimaschädlicher Treibhausgasemissionen durch natürliche Senken vorgeschlagen. „Das ist viel zu lasch. Technisch möglich sind 600 Megatonnen Kohlenstoffdioxidäquivalent, also fast das Doppelte“, so die Verbände.
- Parallelität von Reduktions- und Senkenziel: Bis spätestens 2035 müssen die Senken mehr Kohlenstoff binden als die Quellen freisetzen. Die Verbände schlagen dazu vor, das Reduktionsziel für Emissionen aus der Nutzung sowie das Senkenziel parallel zu verfolgen. Aufgrund möglicher künftiger Waldschäden und der Zersetzung humusreicher Böden sind Senkenziele allein zu riskant.
- Differenzierte Berichtspflichten: Die reformierte LULUCF-Verordnung muss für die unterschiedlichen Kategorien wie Wälder, Äcker, Grünland und Feuchtgebiete eigene Berichtspflichten schaffen, damit Maßnahmen zielgerichteter angegangen werden können.
- Absicherungsmechanismus: Statt des von der EU-Kommission vorgeschlagenen Flexibilitätsmechanismus braucht es einen Absicherungsmechanismus, der auch bei abnehmender CO2-Bindung durch Wälder und Moore dafür sorgt, dass das EU-Klimaziel ohne Abstriche erreicht wird.
- Einklang mit Klima- und Biodiversitätsschutz: Die EU-LULUCF Verordnung muss in der Umsetzung Klima- und Biodiversitätsschutz dienen. Sie soll Ökosysteme resilienter machen und damit Schäden aufgrund zukünftiger Extremwetterereignisse begrenzen.
Hintergrund:
Mitte Juli 2021 hat die EU-Kommission als Teil des „Fit-for-55“-Klimapakets ihre Vorschläge für die veränderte LULUCF-Verordnung (Land Use, Land-Use Change and Forestry) vorgelegt. Damit soll die bestehende Gesetzgebung an den neuen Klimazielen für 2030 und 2050 ausgerichtet werden. Nun müssen EU-Parlament und Rat ihre Positionen finden und verhandeln.
Das vollständige Positionspapier finden Sie hier.
Diese Organisationen unterstützen das Papier:
Deutscher Naturschutzring (DNR), Aurelia Stiftung, Bodensee-Stiftung, BUND, Bundesverband Boden, Bundesverband Beruflicher Naturschutz, Bundesverband für Umweltberatung, Deutsche Umwelthilfe, E3G, Greenpeace, NABU, natureplus, NaturFreunde Deutschlands, NaturGarten, Pro Wildlife, Slow Food Deutschland, Succow Stiftung, Umweltinstitut München, Vier Pfoten-Stiftung für Tierschutz, WWF.