Auch nach 20 Jahren Engagement ist die Arbeit der 140 Organisationen des internationalen Living Lakes Netzwerks notwendiger denn je. Dies bestätigt u.a. der am Montag veröffentlichte IPBS-Report zur aktuellen Situation der Biologischen Vielfalt auf unserem Planeten. Seen und Feuchtgebiete gehören weiterhin zu den gefährdetsten Ökosystemen weltweit – über 85 % der Seen ist inzwischen zerstört! Tendenz steigend!
Die Vertreter der 80 Living Lakes Mitgliedsorganisationen aus über 40 Ländern mussten die traurige Bilanz auf der 15. Internationalen Living Lakes Konferenz in Valencia leider bestätigen. Nur wenige Organisationen konnten über eine positive Entwicklung „ihrer“ Seen berichten.
Afrikanische Seen wie Lake Victoria, Malawi, Ossa, Wamala oder Kivu haben alle die gleichen großen Probleme: Enorme Verschmutzung und der Eintrag von Nährstoffen, zu hohe Wasserentnahmen, illegale Siedlungen an den Ufern, invasive Arten …. Die gleichen Ursachen sind verantwortlich für die Degradierung der Seen in Südamerika, z.B. Lago Chapala, Atitlán oder Lago Fuquene und für die prekäre Situation der Seen in Asien wie Laguna de Bay auf den Philippinen oder Tonle Sap in Kambodscha. Sogar Seen in abgelegenen Regionen wie der Baikalsee in Buriatien oder Titicaca in Bolivien und Peru sind nicht verschont.
Trotz der schlechten oder gerade wegen der schlechten Nachrichten setzen sich die 140 Living Lakes Partner aktiver denn je für den Schutz bzw. die Renaturierung der 111 Seen und Feuchtgebiete ein, die aktuell im Living Lakes Netzwerk repräsentiert sind. Zur Konferenz veröffentlichte der Global Nature Fund als Koordinator des Netzwerks eine neue „Achievements and Goals“- Broschüre, in der die Living Lakes Partner über die Ergebnisse der letzten 5 Jahre berichten und die Zielsetzungen bis 2025 erläutern.
Die über 270 konkreten positiven Resultate bilden die ganze Bandbreite der Aktivitäten ab, die Living Lakes Organisationen leisten, um die Seen und Feuchtgebiete besser zu schützen: Green Filter als kostengünstiges und effektives Instrument, um Abwässer zu reinigen und Pufferzonen zwischen landwirtschaftlichen Flächen und Seen zu etablieren, Modellprojekte zur Förderung einer nachhaltigeren Landwirtschaft mit effizienter Bewässerung, der Kampf gegen die Kontaminierung der Seen und ihrer Zuflüsse durch den Abbau von Rohstoffen, die Renaturierung stark degradierter Ökosysteme sowie der Einsatz für den Schutz der wenigen noch intakten Seen und die Implementierung angemessener Managementpläne.
Copyright: Global Nature Fund
Auf der Living Lakes Konferenz wurde vor allem die Bedeutung der Seen und Feuchtgebieten für den Klimaschutz und die Anpassung an die Wirkungen des Klimawandels unterstrichen. Allerdings können nur intakte Ökosysteme diese existentiellen Ökosystemleistungen liefern!
„Die Living Lakes Partnerorganisationen sind engagiert und kompetent und leisten Unglaubliches“, unterstrich Marion Hammerl, Präsidentin des Global Nature Fund und Mitbegründerin des Living Lakes Netzwerks. „Aber die NGOs können es nicht alleine schaffen und brauchen engagierte Landwirte, Fischereiverbände, Gemeinden, Behörden und Ministerien. Vor allem ist ein glaubhaftes Engagement der Unternehmen wichtig, um vor Ort messbare Verbesserungen zu erreichen und die Politik unter Druck zu setzen, Gesetze und Pläne zu nicht nur zu verabschieden sondern auch entschlossen in die Tat umzusetzen.“
Erfolgreiche Partnerschaften zwischen NGOs und Unternehmen waren deshalb ein weiterer Schwerpunkt der Internationalen Living Lakes Konferenz in Valencia. Die Unternehmen Nestlé, Kärcher, Sekisui, Sika und der spanische Wasserversorger Global Omnium – alle mit unterschiedlichen Bezügen zur Ressource Wasser – präsentierten ihre Strategien und Kooperationen mit NGOs und stellten sich auch kritischen Fragen.
Die Bodensee-Stiftung ist eine der vier Organisationen, die das Netzwerk vor 20 Jahren ins Leben gerufen haben und repräsentiert den Bodensee. Patrick Trötschler, stellvertretender Geschäftsführer der Bodensee-Stiftung, war einer der 200 Teilnehmer der Living Lakes Konferenz in Valencia. Sein Fazit: „Ich bin tief beeindruckt von unseren Living Lakes Partnern, ihrem Engagement und ihren Aktivitäten zum Erhalt der Seen weltweit. Früher haben wir gerne die Erfolgsgeschichte vom geretteten Bodensee erzählt. Mittlerweile nehmen wir unsere Region leider nicht mehr nur als Nachhaltigkeits-Vorbild wahr. Unsere Projekterfolge zusammen mit Kommunen, der Landwirtschaft und mit verschiedenen Wirtschaftspartnern reichen bei weitem nicht aus angesichts der weiter steigenden Umweltbelastungen und des enormen Flächendrucks. Für die Natur wird es immer enger am Bodensee. Wir müssen uns künftig noch mehr für Nachhaltigkeit und Naturschutz rund um den Bodensee einsetzen.“