Zum Start der neuen Bundesregierung appellieren 24 Umweltorganisationen, darunter auch die Bodensee-Stiftung, mit einem gemeinsamen Positionspapier an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesumweltministerin Steffi Lemke, zügig die Weichen für die längst überfällige ökologische Waldwende zu stellen.
„Der Zustand der Wälder und das aktuelle Ausmaß der Schäden ist bereits jetzt besorgniserregend. Um die stark geschwächten Wälder angesichts der fortschreitenden Klima- und Biodiversitätskrise widerstandsfähiger zu machen, brauchen wir dringend einen Paradigmenwechsel im Umgang mit unseren Wäldern und einen stärkeren Fokus auf den Wald als Ökosystem. Die neue Bundesregierung hat jetzt die Chance für eine Neuausrichtung hin zu einer zukunftsfähigen Waldpolitik“, so die Umweltorganisationen.
Der schlechte Zustand der Wälder sei jedoch nicht allein auf die Klimakrise, sondern maßgeblich auch auf menschgemachte Faktoren zurückzuführen. Hierzu zählten vor allem die zu intensive Bewirtschaftung und Waldzergliederung, eine großflächig naturferne Baumartenzusammensetzung und Waldstruktur, viel zu hohe Schalenwildbestände, schädliche Stoffeinträge wie Stickstoff, Pestizide und Feinstaub sowie die starke Entwässerung von Waldlandschaften. Ohne ein entschiedenes Umsteuern würden immer mehr Wälder in den kommenden Jahren ihre Lebensfähigkeit und damit ihre für den Menschen wichtigen Funktionen als Luftfilter, Erholungsraum, Kohlenstoff- oder Wasserspeicher und für die biologische Vielfalt verlieren.
„Wir fordern die neue Bundesregierung auf, für die Bewirtschaftung der Wälder und die Jagd verbindliche ökologische Mindeststandards einzuführen und erst deutlich darüberhinausgehende Ökosystemleistungen der Wälder zu honorieren. Die pauschale Förderung einer Kohlenstoffbindung im Wald ohne Einbeziehung anderer Ökosystemleistungen lehnen wir ab. Für den Umgang mit den Wäldern in der Biodiversitäts- und Klimakrise fordern wir außerdem eine gesellschaftlich getragene neue Waldstrategie 2050 der Bundesregierung“, so die Umweltorganisationen.
Die Bundes- und Landesregierungen müssten außerdem dafür Sorge tragen, dass die nationalen und europäischen Klima- und Naturschutzverpflichtungen erreicht werden. Um die Datengrundlagen zu verbessern, solle ein unabhängiges großflächiges Wald-Monitoring unter Nutzung der Fernerkundung und eine ganzheitliche nationale Waldökosystemanalyse und -bewertung eingeführt werden. Außerdem müsse sich die Verwendung des begrenzten Rohstoffes Holz deutlich stärker auf langlebige Produkte konzentrieren und die energetische Nutzung auf ein Minimum zurückgefahren werden.
Das Positionspapier finden Sie hier.