Bereits zum zweiten Mal hat die Bodensee-Stiftung Proben von Restbiomassen im Bodenseekreis genommen. Zu Beginn des Projektes CoAct im Herbst 2018 sammelte die Bodensee-Stiftung verschiedene (Rest-)Biomassen im Bodenseekreis ein, die in Kassel aufbereitet, in Dörth zu Aktivkohle verarbeitet und in Karlsruhe untersucht wurden. So konnten die Projektpartner gemeinsam mit ihren jeweiligen Kompetenzen bereits im Labormaßstab herausfinden, welche Biomassen sich gut zu Aktivkohle verarbeiten lassen und welche Eigenschaften diese Aktivkohlen haben. Apfeltrester beispielsweise eignet sich nicht zur Herstellung von Aktivkohle, während jedoch Weintrester und Schnittgut wie Straßenbegleitgrün vielversprechendere Biomassen sind.
In einem zweiten Schritt wurden dann im Sommer 2019 und Winter 2019/2020 für die aussichtsreichen (Rest-)Biomassen erneute Proben genommen, diesmal in größerem Maßstab. Bis zu über eine Tonne Landschaftspflegematerial, Straßenbegleitgrün, Weintrester und Holzreste der Streuobstwiesenpflege wurde jeweils erfasst. Nach Aufbereitung, Trocknung und Pyrolyse der Materialien werden 2-3 kg Aktivkohle je Biomasse zur Verfügung stehen. Das entspricht einem etwas kleineren Sack Grillkohle. Bei Reinigungsleistung herkömmlicher Aktivkohlen von 10-20 g Aktivkohle pro m3 zu reinigendem Wasser könnten damit 100 – 300 m3 (das entspricht 100.000 bis 300.000 Liter) Abwasser aufbereitet werden. Ob die Aktivkohlen aus den oben genannten Reststoffen ähnliche Reinigungsleistungen und ausreichende Standzeiten (Nutzungsdauer) mit sich bringen, soll in sogenannten halbtechnischen Versuchen auf der Kläranlage in Kressbronn im Sommer diesen Jahres herausgefunden werden. In den nächsten Wochen wird noch silierter Hopfenhäcksel eingesammelt werden, dann werden die Probennahmen für die halbtechnischen Versuche vorerst beendet sein.
Im Projekt CoAct geht es darum, Aktivkohle aus (Rest-)Biomassen herzustellen und so zum einen Aktivkohlen aus nicht nachhaltigen Quellen zu substituieren und zum anderen (Rest-)Biomassen möglichst nutzbringend zu verwerten. Die Aktivkohle kann als Pulveraktivkohle (PAK) oder granulierte Aktivkohle (GAK) in z.B. Kläranlagen oder Sickergruben zur Wasseraufbereitung eingesetzt werden. Dabei wird auch betrachtet, in welchem Umfang verschiedene (Rest-)Biomassen im Bodenseekreis anfallen sowie ob und unter welchen Umständen diese für die Herstellung von Aktivkohle eingesetzt werden könnten. Die Übertragbarkeit in andere Regionen Deutschlands spielt dabei eine wichtige Rolle.