Monitoring bescheinigt Wirkung von PRO PLANET-Biodiversitätsprojekt und erfolgreiche Partnerschaft von Bodensee-Stiftung, Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft und REWE Group.
Das Engagement der Obsterzeuger*innen in der Bodenseeregion für die Förderung von Insekten, Vögeln und weiteren Wildtierarten zeigt nachhaltigen Erfolg: Die jüngste Zählung von Wildbienen im Niederstamm-Apfelbau bestätigte: Der Bestand der wichtigen Bestäuber hat sich in der Anbauregion Bodensee auf hohem Niveau stabilisiert. 112 Wildbienenarten wurden gezählt – nahezu eine Verdopplung der Arten gegenüber dem ersten Monitoring von 2010. Darunter gelten 26 Arten als landesweit im Bestand bedroht, oder sie sind in der Vorwarnliste aufgeführt.
Die Initiative zur koordinierten Förderung der Artenvielfalt geht auf das PRO PLANET-Biodiversitätsprojekt von Bodensee-Stiftung, der Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft mbH, der REWE Group und dem Kreisimkerverein Tettnang-Friedrichshafen zurück. Es startete vor 13 Jahren und entwickelte sich zu einer bundesweiten Erfolgsgeschichte. Das Wildbienenmonitoring ist fester Teil des PRO PLANET-Biodiversitätsprojekts. Es wurde nach den Jahren 2010, 2013 und 2017 im Jahr 2021 zum vierten Mal durchgeführt.
Immer mehr Obsterzeuger*innen setzen Maßnahmen um
Begleitet von Expert*innen und Wissenschaftler*innen werden in den Obstplantagen und auf den Höfen verschiedene Maßnahmen umgesetzt, um ein reichhaltiges Nahrungsangebot, Rückzugsgebiete und charakteristische Habitate zu schaffen. Sukzessive nahm die Anzahl der Obsterzeuger*innen zu, die die Lebensbedingungen der Bestäuberinsekten auf ihren Anbauflächen verbesserten. Waren es 2013 noch 80 Betriebe, zählte das Projekt am Bodensee 2017 bereits 120, aktuell rund 130 teilnehmende Betriebe. Seit 2010 wurden in der Bodensee- und Neckarregion auf über 570 Hektar ein- und mehrjährige Blühflächen mit heimischen Wildkräutern und Blühpflanzen angelegt, rund 14.400 Gehölzpflanzen (Hecken, Bäume und Sträucher) gepflanzt und über 3.300 Nisthilfen für Insekten, Vögel und Fledermäuse installiert.
Annähernd doppelt so viele Wildbienenarten nachgewiesen
Die Wirkung: Die Anzahl der gezählten Wildbienen nahm deutlich zu – sowohl der Individuen als auch der Arten. Im ersten Projektjahr 2010 wurden in den untersuchten Niederstamm-Anlagen 56 Wildbienenarten erfasst, darunter lediglich fünf Arten, die als gefährdet eingestuft waren. 2021 zählte das Monitoring 112 verschiedene Wildbienenarten. Diese Ergebnisse sind besonders vor dem Hintergrund der widrigen Wetterbedingungen im Untersuchungsjahr 2021 bemerkenswert, das insbesondere in der zweiten Aprilhälfte und im Mai überdurchschnittlich regenreich und kühl war und sich negativ auf die Wildbienenpopulation auswirkte.
Wertvoller Beitrag zur Steigerung der Biodiversität
„Eindrücklich zeigen die Monitoringergebnisse, dass auch intensiv bewirtschaftete Erwerbsobstanlagen durch die Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der Biodiversität leisten können“, sagt Sabine Sommer von der Bodensee-Stiftung und ergänzt: „Wenn es den Wildbienen gut geht, geht es auch anderen Arten gut.“
Höherer Anteil bedrohter Arten auf mehrjährigen Ansaaten
Untersucht wurden einjährige und mehrjährige Blühflächen sowie Wildbienen-Nisthilfen. Die Artenvielfalt und die Anzahl an bedrohten Wildbienen waren auf den mehrjährigen Ansaaten wesentlich höher. Somit komme diesem Blühflächentyp eine besondere Stellung zum Erhalt von anspruchsvollen Wildbienen und einer hohen Biodiversität in den Obstanlagen zu.
Und: Es wurde auch in Obstanlagen, die keine Sondermaßnahmen für Wildbienen ergriffen haben, eine Zunahme der Insekten verzeichnet. „Von dem großflächig angelegten Projekt profitieren also noch viele mehr“, betont Sabine Sommer. Durch die wissenschaftliche Begleitung von Fachleuten und regelmäßiges Monitoring konnten die Maßnahmen fortlaufend verbessert und angepasst werden. „Das Engagement der Obstbaubetriebe ist eine tolle Leistung“, würdigt Sabine Sommer.
Engagement für Biodiversität für Kund*innen sichtbar
Das Projekt wird von der REWE Group finanziell gefördert. So erhalten u.a. die Obsterzeuger*innen hochwertige Saatgutmischungen aus heimischen Wildblumen, Gehölzpflanzen, Nisthilfen sowie die naturschutzfachliche Beratung kostenlos. Die Obstbaubetriebe stellen ihre Flächen und ihre Arbeitskraft für die Maßnahmenumsetzung zur Verfügung. Die REWE Group macht das Naturschutz-Engagement für die Kund*innen sichtbar. Das Obst aus dem Projekt erhält das PRO PLANET-Label mit dem Zusatz „Für mehr Artenvielfalt“ und ist in REWE und PENNY Märkten erhältlich.
Nachhaltiges Handeln und Wirtschaftlichkeit gehen Hand in Hand
„Die Maßnahmen beweisen, dass nachhaltiges Handeln und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen“, sagte Dr. Inga Mohr, Leitung Brand und Sustainability der Vertriebsgesellschaft Obst vom Bodensee, bei einer Veranstaltung am Lehrbienenstand Baitenhausen anlässlich des Welttags der Biodiversität. Michael Winstel von der Württembergischen Obstgenossenschaft Raiffeisen e.G. (WOG) warf dabei aus Sicht der Erzeuger*innen einen Blick zurück auf die Anfangsjahre des PRO PLANET-Biodiversitätsprojekts. Der gemeinsame Weg mit Naturschützer*innen und Imker*innen habe sich bewährt. „Das Projekt ist ein Selbstläufer geworden, heute muss man niemanden mehr davon überzeugen“, so Winstel. Und nicht zuletzt sei es gerade in der Tourismusregion Bodensee ein Gewinn: „Die Blühflächen sehen auch einfach toll aus.“
Weitere Informationen:
PRO PLANET-Biodiversitätsprojekt – Bodensee-Stiftung
Ausgezeichnetes Projekt
Im Jahr 2019 wurde das PRO PLANET-Biodiversitätsprojekt am Bodensee mit dem European Bee Award geehrt und das bundesweite Projekt als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.
Engagement auf weitere Anbauregionen ausgeweitet
Mit Unterstützung weiterer Partner – dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), BirdLife Österreich, der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und ihrer Schwesterstiftungen – wurde PRO PLANET als übergreifendes „Biodiversitätsprojekt“ auf weitere Kulturen und Erzeuger*innen in ganz Deutschland ausgeweitet und wird auch in Österreich umgesetzt. Angeschlossen sind insgesamt mittlerweile über 550 Erzeuger*innen, die außer Äpfeln beispielsweise Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Heidelbeeren, Brombeeren, Romanasalatherzen, Brokkoli, Chinakohl, Eisbergsalat, Möhren, Kartoffeln oder Zwiebeln anbauen. Sie haben im Rahmen des Projektes über 1.355 Hektar ein- und mehrjährige Blühflächen angelegt und mit mehr als 26.300 Gehölzpflanzen (Hecken, Bäume, Sträucher) zahlreiche Landschaftsstrukturen geschaffen. Zudem wurden fast 6.600 Insekten-Nisthilfen, sowie über 14.700 Nisthilfen und -kästen für Vögel und Fledermäuse aufgestellt.
Weitere Initiativen der Bodensee-Stiftung für mehr Biodiversität im Tafelobstanbau
Die Bodensee-Stiftung hat weitere Projekte für mehr Naturschutz im Tafelobstanbau initiiert. Unter anderem koordiniert sie das EU-Projekt LIFE Insektenfördernde Regionen, das neben anderen Regionen auch am Bodensee umgesetzt wird. Daran beteiligen sich ebenfalls engagierte Obstbaubetriebe. Zudem hat die Bodensee-Stiftung gemeinsam mit weiteren Partnern sechs Modellanlagen für Biodiversität im Tafelobstbau in Baden-Württemberg auf den Weg gebracht, die künftig als Anschauungsobjekte für die Aus- und Fortbildung sowie für die Kundeninformation zur Verfügung stehen.
Mehrere Medien haben über die Ergebnisse des Monitorings berichtet, darunter der SWR – am 30. Mai 2023 mit einem Interview mit Sabine Sommer im SWR-Radio und am 5. Juni 2023 mit einem Beitrag in der Fernsehsendung Baden-Württemberg Aktuell. Auch RegioTV hat am 11. Juli im Journal berichtet (Sendung nicht mehr online verfügbar).